Der
Verkauf
Die ersten10 Jahre bestimmten meine
Zweifel und Ängste (z.B. die Steuern nicht
zahlen zu können) den Verkauf. Gemäß dem
Motto "die Welt um mich herum ist nur ein
Spiegel meines Inneren", bestaunten viele
Besucher meine Skulpturen und fragten, ob
ich davon leben könne und gingen weiter.
Vor Verzweiflung musste ich regelmäßig
meinen Stand alleine lassen, um die
Besucher nicht gleich zu verscheuchen. Die
Lösung: ich nahm mein Werkzeug auf die
Märkte mit und formte Figuren, um nur
nicht an meine Geldnöte zu denken. Es
half: je mehr ich wieder beim Kern meines
Schaffens ankam, desto mehr wurde gekauft.
Dieses Wechselspiel zwischen angstvoller
Hilflosigkeit und vertrauensvoller Hingabe
bereitete mir die ersten 15 Jahre schwere
Zeiten; auf Kunsthandwerkermärkten und
zuhause. Eine extrem harte Schule, die
sich letztendlich voll ausgezahlt hat. Das
Prinzip gilt nach wie vor: Angst führt zu
Geldnot, Vertrauen lässt alle Rechnungen
bezahlen. Da ich mich seit einigen Jahren
nur noch im Vertrauen bewege, läuft alles
wie geschmiert und nur jeder 500. Besucher
fragt noch, ob ich davon leben könne.
Eine erfolgreiche Entwicklung!
Sowie ich bei einem möglichen Verkauf mit
irgendeinem Argument in die Entscheidung
des Besuchers eindrang, war der Verkauf
mit den Worten beendet "wir überlegen
noch". Ich musste lernen, vollkommen bei
mir zu bleiben, selbst wenn sich ein
"größerer" Verkauf anbahnte. Manchmal habe
ich dann schnell aufgeräumt, um nicht an
das mögliche Geld zu denken.
Für mich war es schwer, ins
bedingungslose Geben zu kommen. Talent
alleine genügt nicht, um von Kunst leben
zu können. Man muss sie auch weitergeben
können. Der Kern ist ja ganz simpel: von
Herzen sein Bestes zu geben. Nur, wenn es
ums Geld geht, hört nicht nur die
Freundschaft auf, sondern auch die
Entspannung. Man kippt allzu leicht in
seine Ängste, wenn nicht alles auf Anhieb
klappt und erste Selbstzweifel aufkommen.
Die Spirale nimmt ihren Lauf, und es ist
nicht nur der Erfolgsfaden gerissen, man
braucht jetzt auch noch eine Leiter, um
aus der tiefen Isolation wieder
herauszukommen. Man hat sich einfach
komplett von der Ur-Quelle getrennt: und
zwar selber! Bei mir war die "Leiter" das
Arbeiten am Stand; ich dachte nicht
mehr an das Geld, sondern war wieder in
meiner Liebe.
Ich kann mir keine bessere Schule
vorstellen, als so von Dingen zu leben,
die keiner braucht. Und ich kann jeden
verstehen, der gerade die "Leiter" sucht,
und freue mich über jeden, der das Grinsen
nicht mehr aus seinem Gesicht bekommt...